Der Schalltrichter

Thomas Speck

ADHS - Verkanntes Genie

ADHS Menschen können Genies sein

01.08.2024 22 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Episode des Podcasts "Der Schalltrichter" nimmt Thomas Speck seine Hörer mit auf eine tiefgehende und persönliche Reise durch das Leben mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung). Nach der Episode über Prokrastination setzt Thomas den Fokus auf ADHS und erklärt die Unterschiede und Zusammenhänge zwischen den beiden Phänomenen.

Thomas teilt seine eigenen Erfahrungen und die Erleichterung, die er verspürte, als er seine Diagnose erhielt. Er beschreibt ADHS als den "heimlichen Dirigenten" seines Lebens, der seine Gedanken wie eine hyperaktive Flipperkugel durch sein Gehirn schickt. Mit einer Mischung aus Humor und Ehrlichkeit beleuchtet er, wie ADHS seinen Alltag, seine Beziehungen und seine Wahrnehmung beeinflusst.

Er erklärt, dass ADHS nicht nur eine psychologische Laune, sondern eine neurologische Erkrankung ist, die tief in der Gehirnchemie verwurzelt ist. Thomas spricht über die Herausforderungen und Missverständnisse, denen ADHS-Betroffene oft begegnen, und wie die Gesellschaft oft wenig Verständnis für diese neurodiversen Pioniere hat.

Diese Episode ist eine ehrliche und inspirierende Reflexion über das Leben mit ADHS, die zeigt, dass anders sein auch eine Stärke sein kann. Thomas bietet einen Einblick in die Höhen und Tiefen des Lebens mit ADHS und ermutigt die Hörer, sich selbst und andere besser zu verstehen.

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Euer Thomas

Transkript

>> Thomas Speck: Mir war wichtig, gleich nach der Folge Prokrastinator auch eine über ADHS zu bringen. Nicht jeder, der prokrastiniert, hat gleich ADHS, aber nahezu jeder mit ADHS prokrastiniert. Der Unterschied liegt in den Nuancen. Bei dem einen ist sein Verhaltensmuster also psychologisch fundierbar, bei dem anderen in seiner oder ihrer neurologischen Struktur eingebaut. Als ich 2021 den Prokrastinator schrieb, wusste ich das nicht. Zumindest nicht, dass ich von ADHS betroffen bin. Das erfuhr ich erst später. Und da ich meinen Schaltrichter gerade neu gestalte und viele der alten Folgen neu aufnehme, kann ich das jetzt gut richtigstellen. Der Schaltrichter Alltagsironie trifft Tiefsinn. Von und mit eurem Man in Black des Alltags. Thomas Speck Ÿousand ich weiß, ich weiß, die meisten Menschen sehen in ADHS nur die vier Buchstaben des Grauens. Ablenkung, Durcheinander, Hyperseltsamkeiten. Aber ich, meine Lieben, habe in diesen vier Buchstaben eine Art Offenbarung gefunden. Eine Erklärung für das Chaos Party Schiff, das mein Leben zu sein schien. Jahrelang habe ich mich gefragt, warum ich den simplen Aufgaben des Alltags mit der gleichen Begeisterung begegne. Zweitausendein wie ein Veganer einem Schnitzel. Prokrastination war mein treuer Begleiter, der immer eine Entschuldigung berat hatte, warum z.B. die Steuererklärung auch morgen noch fristgerecht ist. Dann kam die ADHS Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätsstörung. Die Erleichterung war großartig. Endlich hatte ich eine wissenschaftliche Rechtfertigung dafür, dass ich den Abwasch betrachte wie ein ungelöstes Rätsel der Menschheit. Das Phänomen Aufschieberitis bekam plötzlich einen medizinischen Beistand und war nicht länger nur ein Zeichen meiner Faulheit oder meines mangelnden Willens. Mein Gehirn, so stellte sich heraus, ist nicht einfach nur ein schlampiger Bürokrat, sondern eher ein enthusiastischer Jazzmusiker Zweitausendein, der gerne mal die Noten verkehrt herumspielt. Es dirigiert meine Gedanken wie eine hyperaktive Flipperkugel in einem Spielautomaten. Immer in Bewegung, immer am Klingeln, aber selten am Ziel. Doch ich beklage mich nicht, denn ich habe beschlossen, dies als meine Superkraft zu sehen. ADHS gibt mir die Fähigkeit, bei einem langweiligen Date gleichzeitig die nächsten Podcast Folgen zu planen, während ich noch überlege, wie man Zwiebel schält und warum der Mensch dort hinten gerade nur in sein Handy schaut, wodurch seine attraktive Begleiterin davon genervt ist. Es ist ein bisschen so, als hätte man ein überdimensional nutzloses Multitasking Tool im Kopf, dessen Batterien manchmal Hochstrom liefern und manchmal gar keine Energie. Die Prokrastination ist vielleicht ein Symptom, aber ADHS ist mein Komponist, der manchmal einfach entscheidet, dass die Symphonie des Lebens ein wenig mehr Percussion braucht. Und wer kann schon sagen, dass ein bisschen zusätzlicher Rhythmus je wirklich geschadet hat? Stürzen wir uns also in die Tiefen dieser medizinischen Mysteriumsmischung und entwirren ein wenig die Garnknäudel der Begrifflichkeiten. ADHS, diese charmante Abkürzung, die klingt wie der Name eines unbekannten DJs, ist tatsächlich eine neurologische Erkrankung, keine einfache psychologische Laune. Nun, liebe Freunde mit gut organisierter Gehirnchemie, ADHS ist eine Party, die niemand geplant hat. Das Gehirn produziert Hormone und Neurotransmitter, die verantwortlich sind für das, was wir so salopp als Aufmerksamkeit bezeichnen. Zweitausendein Dopamin. Dieser kleine freche Chemie Casanova spielt hier eine zentrale Rolle. Stell dir Dopamin bei ADHS Betroffenen wie einen GLS Paketboten vor, der manchmal die Aufmerksamkeitspakete an die falsche Gehirnadresse liefert oder sie einfach im Abholshop stehen lässt. ADHS ist eine faszinierende Angelegenheit. Nehmen wir an, dein Gehirn wäre eine Küche, in der die hauseigenen Drüsen die Köche sind. Bei den meisten Menschen haben die eine ganz fein abgestimmte Brigade, die sorgfältig die Hormonzutaten mischt, die perfekten Gerichte der Konzentration, Aufmerksamkeit und Impulskontrolle zuzubereiten. Doch bei uns sieht die Küche eher aus wie ein hektischer Streetfood Stand auf einem Festival. Chaos, Lärm und ein Durcheinander von Aromen. Unsere Köche scheinen ihre Rezepte aus einer verrückten Mischung von Zutaten zusammenzustellen, manchmal mit einer Prise Hyperaktivität, einem Schuss Impulsivität und einer Riesenportion Ablenkung. Die Sache ist während psychologische Störungen oft wie eine schlechte Beziehung zwischen unserer Umwelt und unseren Gedanken wirken, sind neurologische Störungen die internen Saboteure, die in den Schaltkreisen unseres Gehirnes herumfummeln. ADHS gehört zur zweiten Kategorie. Dieses neurologische Spektakel sorgt dafür, dass Betroffene oft als chaotisch, impulsiv oder als enthusiastische Melanchole verstanden werden, die nichts fertigbringen und vieles nur so halb. Es ist nicht einfach ein psychologisches Problem, dass man mit ein paar netten Gesprächen und gutem Zureden behindert. Nein, das Gehirn mit ADHS hat einfach seine ganz eigenen Regeln. Ein Künstler, der entscheidet, dass Zufall ein wesentliches Element seiner Kunst ist. Der Hauptunterschied zwischen psychologischen und neurologischen Störungen liegt darin, wie tief sie in unseren biologischen Strukturen verwurzelt sind. Psychologische Probleme sind oft wie schlechte Angewohnheiten. Schwer zu beseitigen, aber im Prinzip veränderbar. Neurologische Störungen hingegen sind eingebaut in die Hardware wie eine Taste eines Klaviers, die immer eine Note zu tief spielt. Man kann das Instrument stimmen, wie man will, aber der Herstellerfehler bleibt. Noch dazu sind die Unterschiede zwischen Psychologie und einer Neurologie hier sehr subtil, wie der Unterschied zwischen einem Espresso und einem Doppio. Psychologische Störungen beziehen sich eher auf verhaltens und emotionale Probleme, während neurologische Angelegenheiten sich auf das Gehirn und das Nervensystem konzentrieren. ADHS ist nicht nur ein Tanz der Hormone, sondern ein vollständiges neurochemisches Hard Rock Konzert im Gehirn. Ein Konzert, bei dem der Schlagzeuger manchmal vergisst, welches Lied gespielt wird. Aber die Show muss weitergehen, und in der Regel ist sie ziemlich unterhaltsam. Der Lärm der Welt, die Farben, die Gespräche, das Klirren der Tassen eines Kaffees, vorbeifahrende Autos. Das akustische Grundrauschen rast in unser Gehirn, völlig ungefiltert. Für euch mag es ein Hintergrundgeräusch sein, für unsereinen ist es ein Sammelsurium einzelner Dinge. Zweitausendein jedes einzeln wahrgenommen, übereinander und durcheinander in der Abfolge, die unser Gehirn zu sortieren versucht. Kein Wunder, dass ein Besuch in einem lauten Kaffeehaus mit einem netten Gespräch für uns zehnmal ermüdender ist als für andere. Macht das mal jemandem verständlich. Hier bin ich nun, bereit, das Schauspiel des Andersseins zu entblößen, welches von einer ahnungslosen Gesellschaft oft mit der Sensibilität eines Preislufthammers behandelt wird. Anders sein wird zum Stigma und nicht selten zum Grund für Angriffe. Wir sind ja nicht nur leicht ablenkbar. Sehr oft, wenn wir von einer Sache überzeugt sind, können wir uns mit einer derartigen Besessenheit darauf werfen, die manisch wirkt. Nichts hält uns ab, das und nur das eine gerade jetzt zu tun. Die Tageszeit wird egal, Stunden vergehen und wir schaffen und tun, dass die Fetzen nur so fliegen. Wehe dem, der uns in solchen Phasen davon abzuhalten versucht. Man nennt das Hyperfokus, und das ist der geheimnisvolle Superheld in unserer Welt. Wenn sich das ADHS Gehirn in den Hyperfokus Modus schaltet, dann ist es, als würde man einen Zug ohne Bremsen auf das Gleis der Obsession setzen. Hier werden Romane in einer Nacht geschrieben, komplette Podcast Serien in einem Rutsch aufgenommen oder philosophische Probleme gelöst, während der Rest der Welt noch überlegt, wie man sich heute anziehen soll. Aber dieses Wunder kommt mit einem Preisschild. Denn während wir im Hyperfokus die Welt uns herum vergessen, sieht eben diese Welt uns oft genug als außerirdische. Da sitzt man dann, vertieft in die Komplexität eines Gedichtes, oder das Innenleben eines Computers. Und die Gesellschaft fragt sich, ob man wohl von einem anderen Planeten kommt. Warum kannst du nicht einfach so sein wie alle anderen? Hört man sie reden. Normal. Normal. Dieses kalte und leere Wort. Das ist das Messer, das uns Mitmenschen gerne tief in die Seele bohren. Das Ausgrenzung. Man fühlt sich, als lebe man in der falschen Zeit oder auf einem falschen Planeten. Es passt nichts zusammen. Die Menschen uns scheinen in einer anderen, geordneteren Realität zu leben, wo jeder die Regeln kennt, nur wir nicht. Wir sind die ewigen Außenseiter, die ungewollt das Etikett anders tragen. Diese Isolation wird zum Nährboden für Depressionen, Rückzug und Gefühle der Minderwertigkeit. Man wird zu einem Geist in einer Welt, die voller Farben und Laute ist, die wir aber nicht richtig deuten können. Das Anderssein wird zur Anklage, eben zum Stigma, zum unauslöschlichen Mal auf der Seele. Die moderne Gesellschaft hat im Gegensatz zu unseren wackeren Vorfahren oft wenig Verwendung für diese die Ecke Denker. Es ist fast, als hätte sich das menschliche Überlebensspiel so sehr verändert, dass die einst hochgeschätzten Qualitäten unserer neurodiversen Pioniere zu Relikten einer vergessenen Zeit geworden sind. Denken wir zurück an die glorreichen Zeiten, als die menschlichen Stämme sich noch auf die exzentrischen Genies und die wagemutigen Seelen verlassen mussten. Mussten. Diese getriebenen Entdecker waren die ersten, die über den Horizont blickten und hey, lass uns mal schauen, was dahinter liegt. Sie waren die Mutigen, die Verrückten, die Visionäre, die Erfinder, die nicht nur aus der Reihe tanzten, sondern eine ganz neue Choreographie erfinden wollten. Diese Menschen waren die Gewürzfinder, die in unbekannten Gewässer schwimmenden, die exotischen Früchte. Costa zweitausendein ihre Bereitschaft, Risiken einzugehen und das unbekannte zu erforschen, machte sie zu lebenswichtigen Mitgliedern der Gemeinschaft. Sie waren es, die Bären auf Giftigkeit testeten, und sprangen als erste von hohen Klippen ins Wasser, nur zu sehen, ob man darin schwimmen kann. Heute feiern wir sie, die Klassiker der Kunst. Geboren von seltsamen Genies wie Beethoven, Mozart, van Gogh. Doch würden sie heute leben, wäre es ihnen möglich, derartig großartige Kunstwerke zu erschaffen? Oder würden sie nicht eher am Fließband eines Autowerkes dahinsiechen? Heute ist also der Bedarf an solchen ADHS Superhelden scheinbar gesunken. In einer Welt, in der alles auf Effizienz, Vorhersehbarkeit und Minimierung jeden erdenklichen Risikos getrimmt ist, scheinen diese Kühnengeister mehr Störfaktor als Segen zu sein. Die Gesellschaft hat sich eine Realität zurechtgelegt, in der das Unvorhersehbare nicht nur unnötig, sondern geradezu unerwünscht ist. Heute also, wo beinahe jedes Abenteuer durch Apps planbar ist und das Unbekannte nur noch in virtuellen Realitäten existiert, sind die ADHS getriebenen Vorausdenker wie exotische Tiere im Zoo faszinierend zu betrachten, aber nicht wirklich benötigt. Das zeigt uns, wie sehr sich die Gesellschaft verändert hat. Früher waren diese Eigenschaften Überlebens und Fortschrittswerkzeuge. Heute sind sie oft nur noch Anlass für therapeutische Interventionen. Doch vielleicht ist es an der Zeit, dass wir wieder lernen, das Potenzial und die Notwendigkeit jener kreativen, unkonventionellen Denker zu erkennen und zu schätzen, die einst unsere Stämme sicher durch das Unbekannte geleitet haben. Wer weiß, vielleicht bräuchten wir sie heute mehr denn je nicht zum Überleben, sondern das Leben wirklich lebenswert zu machen. Wann wurde denn die letzte große Erfindung gemacht? Alles, was wir seit Jahren erleben, sind nur Weiterentwicklungen von bestehendem, aber etwas völlig Neues, noch nie dagewesenes. Dazu braucht es eben jene, die ihr schon im Vorschulalter mit dem ADHS Schild verseht und mit Medikamenten ruhigstellt, damit das arme kleine Menschenkind in unsere ach so perfekte Gesellschaft passt. Das blieb mir Gott sei Dank erspart. Aber es gab Zeiten, da hätte ich mir eben das sehnlichst gewünscht, weil ich es hasste, so anders zu sein und täglich dafür verdroschen wurde. Zweitausendein wie umfassend diese Störung in der Gehirnchemie das tägliche Leben beeinflussen kann, zeigt sich auch mit einem Blick auf Alltag und Beziehung, wenn wir über ADHS sprechen. So können wir auch die Tür zum Schlafzimmer öffnen, ein Bereich, in dem die chemischen Stürme des Gehirnes oft zu unvorhergesehenen Wellen führen. Sexualität unter dem Einfluss von ADHS zu betrachten, heißt, sich einer Welt voller Paradoxe zu stellen. Auf der einen Seite kann die Impulsivität, die mit ADHS einhergeht, zu einer erhöhten sexuellen Aktivität führen. Auf der anderen Seite ist das Bedürfnis nach einem entspannten Zustand, der für Intimität oft erforderlich ist, eine seltene Ware für Menschen, deren Gedanken selten zur Ruhe kommen. Hormone spielen auch immer die erste Geige im Orchester der Begierden und Bedürfnisse. Und einmal mehr ist es Dopamin, das nicht nur für Motivation und Vergnügen zuständig ist, sondern auch für das Gefühl von Belohnung. Dopamin kann das sexuelle Erleben intensivieren. Doch die Kehrseite der Medaille ist, dass unsere ständige Suche nach Dopamin zur Unzufriedenheit und einer ständigen Erwartungshaltung gegenüber sich selbst und von anderen führen kann, die schwer zu erfüllen ist. Hinzu kommt die Müdigkeit, die so oft die Begleiterin von ADHS ist. Nach einem Tag voller mentaler Akrobatik, in dem das Gehirn kaum einen Moment stille findet, ist die Sehnsucht nach Schlaf oft größer als jede andere. Schlaf wird zu einer kostbaren Ressource, die nicht nur physische Erholung, sondern auch emotionale und psychische Stabilität bringt. Das alles ist nicht nur eine große Herausforderung, es ist auch ein Zeugnis menschlicher Vielfalt. Es zeigt uns, wie komplex unser Gehirn ist und wie einzigartig jeder von uns die Welt erlebt. Ja, die Gesellschaft kann grausam sein, wenn sie das Unbekannte trifft. Aber vielleicht ist es an der Zeit, dass wir lernen, die Melodie des Lebens in allen ihren dissonanten und harmonischen Tönen zu schätzen. Zweitausendein. Wer weiß, vielleicht sind gerade die, die anders sind, die wahren Komponisten einer zukünftigen Weltmusik, in der jeder Ton seinen Platz hat. Und als Abschluss für das, was ich mit dem Prokrastinator begann, noch ein kleiner Blick zurück zu dem Moment, als der Arzt den Raum betrat, mit einem Lächeln, das schon fast eine Entschuldigung war. Da stand er, der Bote der Erleuchtung, der mir du hast ADHS. Dieser Satz war wie ein Schlüssel, der das schwere, rostige Schloss meiner Selbstvorwürfe öffnete. Plötzlich ergaben all die Jahre des Kampfes, der nächtlichen Traurigkeit und der selbstquälerischen Gedanken einen Sinn. Prokrastination, mein alter treuer Feind, war in Wirklichkeit ein Symptom, eine natürliche Reaktion meines anders verkabelten Gehirns auf eine Welt, die stur nach einem anderen Takt marschierte und mir Vorwürfe machte, nicht normal oder gut genug zu sein. Es war nicht meine Schuld. Diese Erkenntnis war so befreiend wie der erste tiefe Atemzug einer langen, langen Tauchfahrt. Ich war nicht ungenügend, nicht zu dumm. Es war die Gesellschaft, die mich in ein Korsett zwängen wollte, das nie zu meinen Konturen passen würde. Eine Gesellschaft, die mir vorschreiben wollte, wie schnell ich zu denken, zu arbeiten, zu leben hatte. Das Label at HS wurde zu meinem Exkulpationsbrief, der mich endlich berechtigte, mein Leben nach meinen eigenen Regeln zu gestalten. Ich musste nicht länger der sein, der ich nie sein konnte. Stattdessen konnte ich endlich beginnen, der zu sein, der ich wirklich war. Dieser eine Moment der Diagnose war nicht das Ende einer Krankheitsgeschichte zweitausendein, sondern der Beginn eines neuen Kapitels voller Selbstakzeptanz. Es war fast wie eine Wiedergeburt, ein zweiter Anfang, bei dem ich die Regie übernehmen konnte. Endlich konnte ich aufhören, mich selbst zu bekämpfen und beginnen, mich selbst zu verstehen. Auch heute noch ist das nicht immer einfach. Z.B. dass ich oft glaube, jemand ist böse auf mich und immer mal nachfrage, was oft lästig sein kann. Oder dass man manchmal regelrecht zusehen kann, wie meine Energie einfach so aus mir herausfließt, was mich absolut unrund und getrieben macht, obwohl ich gerne einfach entspannen würde und erst dann ruhig werde, wenn meine Batterien völlig leer sind und ich dann eigentlich gleich ins Bett gehen kann und mich durch den Rest des Tages nur noch kämpfe. Dass ich manchmal Dinge vergesse, zweitausendein, obwohl ich gesagt habe, dass ich dies oder jenes machen werde. Das liegt daran, dass ich bei meiner Zusage schon auf etwas anderes fokussiert war. Daraus folgt, dass es mir oft schwerfällt, im Hier und jetzt zu sein, eben weil meine Gedanken rasen. Heute ist mir das bewusster als früher, aber es ist immer noch gleich unangenehm, weil die Welt einfach anders funktioniert. Eines bitte glaubt es kann furchtbar dunkel uns sein, wenn wir verstecken müssen, was wir sind. Und das müssen wir, wollen wir einigermaßen in Ruhe gelassen werden. Aber für jeden kommt der Moment, wo man beginnt, drauf zu pfeifen. Heute sage kannst du? Mit mir ist alles gut. Kannst du es nicht, ist es auch gut. Ich musste nur lernen, dass unsere größten Kämpfe nicht auf einem Schlachtfeld gewonnen werden können, sondern wir meistens in den leisesten Momenten siegreich sind. Und jetzt ist genug mit Seelenstrip Tease. Danke fürs Zuhören. Lasst mir doch ein Abo da, ein Herzchen, ein Like oder fünf Sterne zweitausendein und vielleicht einen guten Kommentar. Bis nächste Woche. Same time, same Station. Euer Thomas. Die die Beeren aufgießt, sondern auch ein Zeugnisch wurde zu einem Exousand.