Der Schalltrichter

Thomas Speck

Die Schwurbelkönige 3 - Von Reue und Schachfiguren

Das böse Erwachen nach der Rechten Machtübernahme

23.01.2025 20 min

Zusammenfassung & Show Notes

Willkommen in der dystopischen Realität, die niemand kommen sah – außer vielleicht Günni und seine Schwurbelbande. In dieser Episode nimmt Thomas Speck uns mit in die zerrissenen Gedankenwelten eines gewissen Klaus Dieter, der einst ein begeisterter Mitläufer war, nur um festzustellen, dass der Abgrund, in den er blickte, ihn längst verschlungen hatte.

Mit schneidender Ironie und unbarmherziger Gesellschaftskritik dekonstruiert Thomas den schleichenden Verfall von Idealen, die irgendwann zu bloßen Parolen verkommen: "Freiheit durch Ordnung" – oder wie es in Klaus’ Ohren inzwischen klingt, "Hoffnung durch Selbstaufgabe". Zwischen geplünderten Buchläden und knarzenden Kellerwänden erkundet die Episode die Mechanismen, die Menschen zu Tätern und Mitläufern machen.

Warum ist es so verlockend, einfache Antworten zu glauben, wenn die Welt kompliziert wird? Warum wählen wir den vermeintlich leichten Weg, obwohl er uns immer tiefer in die Dunkelheit führt? Und was bleibt von uns übrig, wenn der Rausch vorbei ist und nur der bittere Kater bleibt?

Eine beklemmende Satire über Schuld, Hoffnung und den Mut, Monster zu bekämpfen – auch wenn die Chancen auf Sieg gering sind.

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Danke! Euer Thomas

Transkript

>> Thomas Speck: Diese Episode ist mir zu düster wichtig, als dass ich mit meinen üblichen Witzeleien starten möchte. Ich denke, du weißt nach dem Hören selbst, ob du diesen Podcast abonnieren oder ihn unterstützen möchtest. Dies ist nun die Fortsetzung und der Schluss der Serie Die Schwurbelkönige und schließt direkt an Teil zwei die glorreiche Apokalypse an. Solltest du diese noch nicht gehört haben, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt dazu. Damit diese ganze Serie zusammenhängend in der Folgenübersicht erscheint, habe ich alle vorigen Folgen noch einmal veröffentlicht. Ein da capo sozusagen. Gute Unterhaltung. Der Schaltrichter Alltagsironie trifft Tiefsinn. Von und mit eurem man im Black des Alltags. Thomas Speck die Straßen waren still, doch es war eine Stille, die nicht beruhigte. Sie lag schwer in der Luft, wie das Schweigen eines Raubtieres vor dem Sprunge. Klaus Dieter zog seinen Mantel enger um sich, obwohl es nicht kalt war. Seine Schritte hallten hohl in seinen Ohren, wie ein vorwurfsvolles Echo, das von den tristen Häusern der Gasse höhnisch zurückgeworfen wurde. Er sah sich um, aber niemand war da. Niemand war jemals da, außer den uniformierten Patrouillen, die wie Schatten durch die Straßen zogen. Zweitausendein, die einst so lebendige Stadt, war ein Friedhof geworden, belebt nur von den Parolen, die aufgemalt von den Mauern herabdröhnten. Stärke durch Einheit, Sicherheit durch Reinheit und Freiheit durch Ordnung. Klaus hatte sie selbst oft wiederholt, mit der Inbrunst eines Gläubigen, der von der eigenen Überzeugung besessen ist. Aber jetzt, hier, in dieser bedrückenden Leere, klangen sie ebenso leer wie das Klappern seiner Schritte. Er hatte es nicht kommen sehen. Niemand hatte es kommen sehen. Zumindest nicht die, die wie er waren. Müde, enttäuscht, hungrig nach etwas, das größer war als sie selbst. Es war so leicht gewesen, sich von der Begeisterung anstecken zu lassen, die die ersten Reden Günther Günni Kohlhaases durch die Straßen gespült hatten. Klaus hatte applaudiert, mitgesungen, gejubelt. Es war wie ein Rausch gewesen. Wie das erste Mal, als er als Junge mit den anderen auf dem Spielplatz ein Tor geschossen und alle seinen Namen gerufen hatten. Doch der Rausch war vorbei. Übrig blieb der Kater, und der schmeckte bitter. Klaus blieb vor einer zerborstenen Schaufensterscheibe stehen. >> Thomas Speck: Zweitausendein. >> Thomas Speck: Die trümmer spiegelten die gebrochene Realität wider. Ein Laden, in dem früher Bücher verkauft wurden, jetzt geplündert, die Regale leergeräumt. Auf dem Boden lag eine zerfetzte Seite aus einem Gedichtband. Er bückte sich und hob sie auf, bevor der Wind sie mitnehmen konnte. Er wischte den Schmutz ab. Die meisten Worte darauf waren halb verwischt, doch ein Satz blieb lesbar. Und wenn die Nacht hereinbricht, so frage ich mich, ob das Licht je wiederkehrt. Er starrte darauf, als könnten diese Worte ihm eine Antwort geben. Sie gaben ihm keine. Es war ein anderer Gedanke, der sich in seinem Kopf festsetzte. Wie ein Splitter, der nicht herauszuziehen war. Hatte er nicht selbst in den Anfangstagen dafür applaudiert, als Bibliotheken gesäubert wurden? Hatte er nicht den Kopf genickt, als man erklärte, dass diese Bücher gefährlich seien, dass sie die Nation vergiften könnten? Das Klappern von Stiefeln unterbrach seine Gedanken. Klaus drehte sich um. Zwei Männer in Uniform. Seine ehemaligen Kollegen näherten sich, ihre Blicke kalt, ihre Hände an den Gewehrriemen. Hier nicht stehen bleiben. Zweitausendein, sagte einer. Ausgangsverbot ab 20 Uhr. Klaus nickte und ging weiter. Die Seite aus dem Gedichtband hielt er fest in der Hand. Es war ein lächerlicher Trotzakt. Aber es war alles, was er noch hatte. Er wusste nur noch eines zu tun. Später, in einem Keller eines leeren Hauses, saß er mit einer Gruppe von Menschen zusammen, die er vor Monaten noch als Feinde der Nation bezeichnet hätte. Es waren die Überreste dessen, was sie einst die Systemgegner genannt hatten. Sie sahen ihn an, misstrauisch, aber auch mit einer Spur feindseliger Neugier, vielleicht sogar etwas Hoffnung. Klaus hatte sich gesetzt, ohne ein Wort zu sagen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Alles, was ihm einfiel, war ich habe Fehler gemacht. Das war kein Geständnis, es war eine Feststellung. Der Raum war kalt, das Licht schummrig. Eine nackte Glühbirne baumelte an einem Kabel von der Decke. Ihr Surren das einzige Geräusch außer dem leisen Atem der Anwesenden. Die Blicke, die auf Klaus Dieter gerichtet waren, schnitten durch die Stille wie Messer. Es war kein Tribunal, aber es fühlte sich an wie eines. Warum bist du hier? Die Stimme kam von einer Frau mit scharfem Gesicht und müden Augen. Sie saß am anderen Ende des Tisches, die Arme vor der Brust verschränkt, wie ein Richter, der das Urteil schon gefällt hatte. Was willst du von uns? Klaus hob den Blick und sah sie an. Er erkannte sie aus den alten Tagen. Hannelore? Nein, Hannah. Eine Lehrerin, die er damals voller Überzeugung als Volksverräterin bezeichnet hatte, als sie sich weigerte, die neuen Schulmaterialien der Regierung zu verwenden. Sie war jetzt nur noch ein Schatten ihres alten Selbst. Aber ihr Blick war ungebrochen. Ich weiß es nicht, sagte Klaus nach einer langen Pause. Seine Stimme klang hohl, wie jemand, der nicht daran gewöhnt war, die Wahrheit zu sagen. Vielleicht. Vielleicht will ich einfach verstehen. Ein Mann mit dichten Augenbrauen und zerzaustem Haar. Jakob, wie Klaus sich von früher mal erinnerte, knallte die Faust auf den Tisch. Verstehen? Seine Stimme war laut und zornig. Ein Echo in der Enge des Raumes. Verstehen. Warum du uns an die Wand gestellt hast? Warum du zugesehen hast, wie sie unsere Freunde verschleppt haben? Warum du selbst in ihrer Uniform durch die Straßen marschiert bist? Was gibts da noch zu verstehen? Klaus Schloss Die Augen und atmete tief durch. Weil ich es nicht kommen gesehen hab, begann er zögerlich. Weil ich. Weil ich gehofft habe. Weil ich glauben wollte, dass irgendjemand alles richten würde. >> Thomas Speck: Zweitausendein. >> Thomas Speck: Seine Worte hingen in der Luft, unfertig wie ein putzle, mit fehlenden Teilen. Niemand sagte etwas. Klaus wusste, dass er weiterreden musste. Ich war müde. Und ich war enttäuscht. Die Welt da draußen hat sich nie um uns gekümmert. Nicht um Leute wie mich. Er sah auf seine Hände, die sich um die Seite des Gedichtbands klammerten. >> Thomas Speck: Zweitausendein. >> Thomas Speck: Ich war niemand. Ich war ein nichts. Aber dann kamen sie mit ihren Reden, ihren Versprechen. Sie haben gesagt, wir könnten etwas sein, wenn wir nur an sie glaubten. Und ich wollte so sehr glauben. Klaus sah auf seine Hände, die das Papier noch immer umklammerten. Und für einen Moment wusste er nicht, ob er weitersprechen sollte. Doch dann brach etwas in ihm auf. Ein Damm, zweitausendein, der jahrelang aus Stolz, Wut und Verdrängung errichtet worden war. Ihr wollt wissen, warum ich hier bin? Seine Stimme war leise, doch sie schien die Luft im Raum zu zerschneiden. Weil ich nichts mehr habe. Weil ich mich nicht erinnern kann, wann ich das letzte Mal etwas besessen habe, das mir wirklich gehörte. Versteht ihr? Man sagt ja ein ganzes Leben lang, arbeite hart, dann wirst du es schaffen. Aber was ist, wenn das eine Lüge ist? Die anderen blieben still. Vielleicht, weil sie die Antwort kannten. Vielleicht, weil sie wissen wollten, wohin seine Worte führen werden. Ich habe gearbeitet, fuhr er fort. Ich war Maler, kein Künstler. Versteht mich nicht falsch. Ich habe Wände gestrichen. Morgens auf die Baustelle, abends heim. Zu müde, um irgendetwas anderes zu tun, als ein Bierchen zu trinken und die Glotze anzustarren. Oh bitte, unterbrach Jakob. Seine Stimme zitterte vor Wut. Du tust ja gerade so, als wärst du das einzige Opfer hier. Was denkst du, was wir anderen durchgemacht haben? Wir haben auch gearbeitet, Klaus. Wir haben auch gelitten. Aber wir haben keine Uniform angezogen, um Nachbarn zu verraten. Klaus sah zur Seite. Ja, ich weiß. Aber ich spreche von mir, Jakob. Für mich hieß es immer spar dein Geld, Klaus, dann kannst du dir irgendwann was leisten. Aber was hab ich mir denn leisten können? Gar nichts. Ein rostiger Golf, den ich mir mit zwei Krediten zusammengespart habe und ein Loch von einer Wohnung, das jeden Winter den Schimmel anzieht wie ein Hund die Flöhe. Klaus nahm einen tiefen Atemzug, als würde er Kraft für die nächsten Worte sammeln. Ihr wisst, was sie immer sagten, oder? Deutschland geht es gut. So stand's in den Nachrichten, in den Reden, in jeder verdammten Talkshow. Deutschland geht es gut. Aber wer ist dieses Deutschland? Das bin nicht ich. Das sind nicht die, die wie ich sind. Er starrte wieder auf die Seite des Gedichtbands in seiner Hand, als könnte er darin eine Antwort finden. Ich habe mir mal eine Statistik angeschaut. Es hat mich ne Weile gekostet, sie zu verstehen. Ich bin schließlich kein Akademiker. Aber wisst ihr. Wisst ihr, was ich gelernt habe? Die oberen 10 % besitzen mehr als die Hälfte von allem, was dieses Land hat. Die Hälfte. Und der Rest von uns? Er lachte bitter. Wir kratzen uns die Brösel vom Tisch, während sie sich die halbe Welt kaufen können. Hanna runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Klaus hob den Blick und sah ihr direkt in die Augen. Krümel. Existenzminimum. Ein Minimum, das nicht mal zum Leben reicht. Das reicht gerade mal, um zu überleben. Wenn überhaupt. Ich hab Kollegen gehabt, die nach der Arbeit zur Tafel gegangen sind, weil ihr Lohn nicht für Essen gereicht hat. Versteht ihr das? Die haben 40 Stunden in der Woche geschuftet, manchmal mehr, und konnten trotzdem ihre Kinder nicht satt kriegen. >> Thomas Speck: Zweitausendein. >> Thomas Speck: Er schüttelte den Kopf und die Bitterkeit in seiner Stimme war kaum zu überhören. Aber was sagen sie dir, wenn du dich beschwerst? Arbeite dich hoch, sei fleißig. Aber wo willst du dich denn hocharbeiten, wenn die Leiter nur auf einer Seite sprossen hat? Wenn jede Erhöhung, die du bekommst, von steigenden Mieten oder höheren Strompreisen gefressen wird? Es ist ein Spiel, das sie so gemacht haben, dass du nicht gewinnen kannst. Und trotzdem sagen sie dir, es wär deine Schuld, wenn du verlierst. Jakob schnappte leise nach Luft, doch er sagte nichts. Klaus machte weiter, jetzt in einem wütenden, fast gehetzten Ton. Und dann, wenn du endlich merkst, dass du nichts verändern kannst, egal wie sehr du dich abstrampelst, dann kommst du nach Hause, klappst den Fernseher an und da sitzen sie. Die Bonzen, die Vorstände, die Politiker, die mit Euro im Monat so tun, als wüssten sie, wie es ist, am Monatsende Münzen aus der Sofaritze zu kratzen, nur um Brot zu kaufen. Er machte eine Pause, ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Ich war wütend. Wütend auf sie, wütend auf mich. Und das war der Moment, wo die Rechten kamen. Sie haben gesagt, Klaus, das ist nicht deine Schuld. Es ist die Schuld von denen da oben und von denen da draußen. Und ich. Ich wollte es glauben. Er legte die Hand auf den Tisch, als suchte er eine Stütze. Sie haben mir einen Feind gegeben, wisst ihr? Einen Feind, den du sehen kannst, anfassen kannst. Es war einfacher, jemand anderem die Schuld zu geben, als das System zu bekämpfen, das dich ohnehin schon in die Knie gezwungen hat. Eine leise Stimme aus der hinteren Ecke mischte sich aber was hätten wir denn tun sollen? Das System bekämpfen? Es zerstören? Das habt ihr ja großartig besorgt. Die da oben haben doch nie auf uns gehört. Und die Neuen da oben? Ein schluchzendes Lachen folgte. Die wollen uns einfach nur tot sehen. Nichts ist besser geworden mit euch. Gar nichts. Hanna seufzte leise, und Jakob wandte den Blick ab. Aber noch immer sagte niemand etwas. Klaus fuhr fort, jetzt leiser, fast flüsternd. >> Thomas Speck: Zweitausendein. >> Thomas Speck: Und dann merkst du irgendwann, dass sie da auch nur Lügen erzählen. Dass sie dich nicht retten, sondern eben nur benutzen. Aber dann ist es schon zu spät. Und du bist schon Teil davon. Er lachte bitter. Und dann kommen die da oben, die schon seit Jahrzehnten nur heiße Luft verbreiten und Geld verschleudern mit ihren Reden über Solidarität und Klimaschutz und was wir alles tun müssen, um die Welt besser zu machen. Aber was war mit uns? Mit den Leuten, die sich keinen besseren Stromanbieter leisten können, im Bioladen um die Ecke nicht einmal einen Salat kaufen konnten? Die jeden Monat überlegen müssen, ob sie die Miete zahlen oder ob ihre Kinder neue Schuhe brauchen. Was war mit uns? Jakob schnaubte leise, aber schwieg. Klaus sah ihn an, als hätte er die Herausforderung gespürt. Ihr denkt, ich hätte eine Wahl gehabt, oder? Ihr denkt, ich hätte einfach nein sagen können? Aber die Wahrheit ist, es war keine Wahl. Es war Ein Seil, das sie mir zugeworfen haben, als ich längst schon am Ertrinken war. Er lehnte sich zurück. Seine Stimme jetzt hä. Die Partei, die uns alle in den Abgrund bringen wird, die sind nicht aus dem Nichts gekommen. Die sind ein Produkt. Ein Produkt eines Systems, das Menschen wie mich behandelt, als wären wir bloß Werkzeuge, die irgendwann in den Müll geworfen werden, wenn sie stumpf sind. Die sagen dir, du bist nichts mehr wert. Und dann kommt einer wie Günni und doch, du bist was wert. Geh mit uns. Hier findest du deinen Platz. Und gemeinsam verändern wir die Welt. Das rechtfertigt nichts, sagte Hannah scharf, ihre Augen glühend vor Zorn. Gar nichts. Sie holte tief Luft und ihre Wut verglühte. Nein, es rechtfertigt nichts, wiederholte sie ihre Stimme ruhiger Ÿousand, aber nicht weniger scharf. Aber ich verstehe, warum es so weit gekommen ist. Das System war kaputt, schon lange bevor die Rechten ihre Lügen verbreitet haben. Du bist nicht der einzige, der gefallen ist, Klaus. Aber das macht deine Taten nicht ungeschehen. Ich rechtfertige auch nichts, entgegnete Klaus. Ich erkläre nur, damit ihr versteht. Damit ich selbst verstehe. Seine Stimme brach fast, als er weitersprach. Ich habe geglaubt, dass es besser wird. Ich wollte glauben, dass jemand für uns kämpft. Aber es war nie um uns gegangen. Es ging immer nur um Macht. Und jetzt sitze ich hier und frage mich, ob das System je anders sein kann. Jakob sprang auf, seine Fäuste geballt. Das fragst du dich jetzt? Jetzt, wo es zu spät ist? Weißt du, wo mein Bruder ist, Klaus? Im verdammten Arbeitslager. Weil jemand wie du ihn verraten hat. Vielleicht war's das. Sogar du selbst. Klaus zuckte zusammen, doch er wich Jakobs Blick nicht aus. Nein, das war nicht ich. Aber ich weiß, was du meinst. Wahrscheinlich habe ich alle meine Freunde verraten. Aber glaubst du, ich habe eine einzige Nacht ruhig geschlafen, seit ich das realisiert habe? >> Thomas Speck: Zweitausendein. >> Thomas Speck: Es tut mir leid um ihn. Um alle tuts mir leid. Ja, verdammt. Er ließ den Kopf sinken. Ich wüsste nicht, wie das System gerecht sein soll. Alles, was ich weiß, ist, dass das, was wir haben, das hier. Er machte eine hilflose Geste in Richtung der muffigen Kellerwände. Dass das hier genauso falsch ist wie das, was davor war. Er sah auf. Sein Blick wanderte von Gesicht zu Gesicht. Es war nicht Hass, der mich zuerst anzog. Es war das Gefühl, endlich dazuzugehören. Endlich gesehen zu werden. Versteht ihr das? Und dann? Jakob sprach weiter. Was war, als der Hass kam? Als sie anfingen, Nachbarn zu verraten, Freunde zu verschleppen? Als die Straßen rot wurden vom Blut, hast du da auch noch dazu gehört? Klaus zögerte. Die Wahrheit war eine Last, die er kaum tragen konnte. Doch er wusste, dass es jetzt keinen Sinn mehr hatte, sie zu verbergen. Am Anfang habe ich weggesehen. Ich dachte, es wäre notwendig für die Ordnung, für das größere Ganze. Aber dann, ja, dann wurde ich Teil davon. Ich weiß nicht mal, wann genau. Es war. Als wäre ich eine Schachfigur, die auf einem Brett hin und hergeschoben wurde, ohne es zu bemerken. Ein besserer Bauer, ein Läufer. Vielleicht genau dasselbe, was ich zuvor auch schon war. Aber das musste ich erst begreifen. Und jetzt? Fragte Hannah. Sie sah in die Runde, ihre Stimme leise, aber drängend. Und was machen wir jetzt? Warten, bis irgendein System uns alle zerquetscht? Wie bekämpft man denn ein Monster, das man nicht besiegen kann? >> Thomas Speck: Zweitausendein. >> Thomas Speck: Niemand antwortete. Klaus starrte auf die zerrissene Buchseite in seiner Hand und wenn die Nacht hereinbricht, so frage ich mich, ob das Licht je wiederkehrt. Langsam legte er die Seite auf den Tisch und schob sie Hannah hinüber. Vielleicht bekämpft man einen Monster nicht, um es zu besiegen, sagte er. >> Thomas Speck: Zweitausendeinundzwanzig. >> Thomas Speck: Vielleicht bekämpft man es nur, um zu zeigen, dass es auch bluten kann. Jemand rief etwas herein. Das Licht wurde ausgeschaltet, während draußen Stiefel durch die Gasse stampften. Danke fürs Zuhören. Denk dran, wenn dir dieser Podcast gefällt und du gutem Inhalt etwas zurückgeben möchtest, klicke auf abonnieren. Gib uns ein Herzchen, fünf Sterne, teile diese Episode mit Freunden und schreib eine gute Bewertung. Wenn du noch tiefer eintauchen möchtest, melde dich auf meiner Website für den Newsletter an und verpasse keine spannenden Updates. 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