Der Schalltrichter

Thomas Speck

Koalition Reloaded - kurz gesagt!

Österreichisches Polit-Theater

22.02.2025 10 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Bonus Episode geht es um das politische Schauspiel Österreichs – ein Kasperltheater mit Budgetloch, in dem das Drehbuch offenbar von einem überforderten Satiriker stammt. Nach der Nationalratswahl 2024 folgte das übliche Gerangel um den Kanzlersessel, bei dem sich ÖVP, SPÖ und NEOS in einer Koalitionsverhandlung trafen, die mehr nach Gruppenblinddate mit Scheidungsgarantie aussah. Während die NEOS die beleidigte Diva spielten und früh ausstiegen, versuchten ÖVP und SPÖ ihr Glück – mit der Grazie eines alten Ehepaars, das sich streitet, wer den Hund behält.

Doch dann kam Herbert Kickl. Der FPÖ-Chef betrat die Bühne, verlangte autoritäre Sonderwünsche, drohte dem Sozialstaat und schikanierte vorsorglich jeden Österreicher einzeln. Als ihm die ÖVP den Stecker zog, inszenierte er sich als tragischer Held der Prinzipienfestigkeit – dabei war sein eigentlicher Plan wohl, die Regierungsverantwortung akrobatisch zu umgehen.

Und jetzt? Plötzlich klappt doch eine Koalition von ÖVP, SPÖ und NEOS – nicht, weil sie sich lieben, sondern weil die Alternative noch hässlicher war. Also zurück an den Verhandlungstisch, während die Wähler sich fragen: Wer zahlt diesmal die Rechnung? Spoiler: Sicher nicht die Politik.

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Danke! Euer Thomas

Transkript

>> Thomas Speck: Der Schalltrichter. Alltagsironie trifft Tiefsinn von und mit eurem Man in Black des Alltags. Thomas Speck Die österreichische Politik ist ein Kasperltheater mit Budgetloch, ein endloses Maskenball Debakel, bei dem jeder einmal die Krone aufprobiert, nur um dann festzustellen, dass sie zu groß ist und ins Gesicht rutscht. Nach der Nationalratswahl im September 24 begann das übliche Gerangel um den heissbegehrten Sessel des Kanzlers. Die ÖVP, traditionell der Jean Claude van Damme der österreichischen Politik, weil sie mit einem überdehnten Spagat in der Wirtschaft und im Beamtenapparat steht, versuchte es zunächst mit einer Dreierkoalition aus SPÖ und NEOS. Doch kaum war der erste Verhandlungstermin anberaumt, bekam man den Eindruck, hier würden sich drei Leute treffen, um gemeinsam ein Haus zu bauen, obwohl einer einen Bagger, der andere eine Abrissbirne und der dritte nur eine Steuererklärung mitgebracht hat. Die NeoS, jene pinke Hoffnungspartei, die sich gerne als Vernunftbringer inszeniert, erkannten bald, dass sie in dieser Dreierbeziehung die unglückliche Rolle des Pflichttermins im Kalender spielten. Also schüttelten sie ihr liberales Lockenköpfchen und verabschiedeten sich mit der Begründung, die anderen hätten keine ausreichende Reformbereitschaft, was so viel heißt ja, wir haben eh gefragt, ob sie was ändern wollen, aber sie haben halt nein. Zurück blieben die ÖVP und die SPÖ, zwei Parteien, die sich seit Jahrzehnten mit einer Mischung aus Hassliebe und Gedächtnisverlust aneinanderklammern wie ein altes Ehepaar, das sich nicht scheiden lassen will, weil sonst einer das Porzellan verliert. Die SPÖ, traditionell der traurige Clown im österreichischen Politzirkus, wollte diesmal unbedingt mitregieren, koste es, was es wolle. Doch es kam wie es kommen Die ÖVP und die SPÖ traten sich in der Budgetpolitik gegenseitig auf die Zehen, bis am Ende Karl Nehammer mit einem beleidigten na dann machts halt ohne mich aus dem Kanzleramt stürmte. Ein würdiger Abgang für einen Mann, dessen politisches Charisma irgendwo zwischen arrogantem McDonald's Hamburger und eingeschlafenem Schweißfuß rangiert. Und während also alle anderen noch immer damit beschäftigt waren, ihre Wunden zu lecken, saß Herbert Kickl in der Ecke, schüttelte sein blaues Haupt und wartete, bis das Chaos ihn von selbst in die Mitte des Geschehens spülte. Tatsächlich, der Bundespräsident rief ihn zum Tanz, und Kickl ließ sich nicht zweimal bitten. Doch anstatt sich harmonisch ins Geschehen einzufügen, begann er die Musik selbst zu bestimmen. Seine ein Potpourri aus autoritären Feuchtträumen das Innenministerium für sich, die Arbeiterkammer finanziell ausbluten, Klimabonus und Bildungskarenz abschaffen, als Draufgabe noch eine Steuererhöhung auf Tabak, Photovoltaikanlagen und Elektroautos. Oder anders Kickl trat auf die Bühne, rief Österreich zuerst und begann dann, jeden Österreicher einzeln zu schikanieren. Die ÖVP, die sich bis dahin als Erwachsene im Raum betrachtet hatte, bekam Schnappatmung. Sie hatten ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass ihnen Kickl das Spielbrett direkt aus der Hand reißt und so, jetzt spielen wir mal nach meinen Regeln. Nach zähen Verhandlungen, in denen die FPÖ mit der Standhaftigkeit einer Dampfwalze ihre Vorstellungen durchdrücken wollte, wurde das wird nix. Die ÖVP entschied sich, doch lieber wieder in der Mitte zu stehen. Worauf Kickl, der sage und schreibe 7 Stunden an den Verhandlungen teilnahm, die Bühne verließ und noch ein letztes mal, ihr habt eure Chance verpasst. Ja Herbert, so funktioniert das mit der Demokratie. Ein Wahnsinn. Aber war das wirklich ein gescheitertes Experiment oder vielmehr eine politisch chirurgische Not OP an der eigenen Glaubwürdigkeit? Mit Kickl als eiskaltem Chefarzt, der wusste, dass er seinen Patienten, sprich seine Wahlversprechen, ohnehin nicht retten kann. Denn mal wer glaubt denn ernsthaft, dass die FPÖ mit einem Budget, das bereits vor Löchern mehr Luft als Substanz enthält, alle ihre großspurigen Versprechen hätte umsetzen können? Von der finanziellen Enthauptung der Arbeiterkammer über den Stopp aller Klimaförderungen bis zur Sicherheitsutopie aller law and order, aber bitte in blau. Das wäre so realistisch gewesen wie ein Kochbuch von Karl Nehammer mit dem Titel Hamburger in 10 Variationen. Kickl wusste das natürlich. Und weil er auf gar keinen Fall riskieren konnte, als Kanzler das eigene Scheitern zu erleben, oder schlimmer noch, sich plötzlich für irgendetwas rechtfertigen zu müssen, zog er die Notbremse mit einer geradezu narzisstischen Eleganz. Er führte die Verhandlungen mit der gleichen Intention, mit der ein Versicherungsvertreter einem Jährigen eine Lebensversicherung aufschwatzt, nämlich so, dass sie garantiert nie eingelöst werden müssen. Indem er Forderungen stellte, die jeder Verhandlungspartner aus Prinzip ablehnen musste, ein echtes Meisterstück der Wählerverhöhnung, sorgte er dafür, dass die Gespräche krachend in sich zusammenfielen. Und was macht ein Profipopulist dann? Sich selbst auf die Schulter klopfen, die Schuld den anderen zuzuschieben und so zu tun, als hätte er eigentlich alles richtig gemacht? Ich bin meiner Linie treu geblieben. Ja, Herbert, das bist du. Nur nicht so, wie du es versprochen hast, sondern so, wie es für dich persönlich am besten als Mann der Prinzipien, der zufällig nie in die Verlegenheit kommen wird, sie auch umsetzen zu müssen. Ein narzisstischer Polit Jongleur, der den brennenden Reifen erst hochwirft und dann oh, der ist gefährlich und sich feige aus der Manege verzieht. Nun also sitzen wieder alle an einem Tisch, als wäre das alles nicht passiert. ÖVP, SPÖ und Neos, das gescheiterte Dreigestirn der Vernunft, das plötzlich eine zweite Chance bekommt, weil offensichtlich die kollektive Amnesie schneller eingetreten ist als jede Form politischer Einsicht. Man hat sich ein bisschen angeschrien, einander mit Steuerideen beworfen, ein paar Ministerposten herumgereicht und ist doch wieder am Ausgangspunkt. Doch Moment mal, warum geht das jetzt plötzlich? Warum war das beim ersten Versuch ein Ding der Unmöglichkeit, aber jetzt auf einmal ein gangbarer Weg? Vielleicht weil die Neos erkannt haben, dass die Rolle der beleidigten Diva auf Dauer unsexy ist und man als Partei, die ständig Reformen fordert, irgendwann auch mal was anderes machen muss, als sich entrüstet zurückzuziehen. Oder weil die SPÖ endlich aufgehört hat, in den eigenen Reihen mehr Messer zu verteilen als Ministerposten. Vielleicht aber auch, weil die ÖVP inzwischen so verzweifelt ist, dass sie lieber die halbe Macht mit der SPÖ teilt, als noch einmal in den machtlosen Abgrund einer Kicklkoalition zu starren. Oder, und das ist die wahrscheinlichste Variante, weil die Alternative dazu gewesen wäre, Neuwahlen abzuhalten, bei denen niemand mehr weiß, wo er danach landet. Die ÖVP weiter im Sinkflug, die SPÖ mit der Stabilität eines Mikadohaufens in der Erdbebenstation, die Neos immer in Gefahr, dass sie jemand mit einer wohlmeinenden NGO verwechselt. Einzig die FPÖ hätte wohl profitiert, aber Kickl hat ja selbst den Beweis erbracht, dass er Regieren genauso vermeiden will wie jede Art von unangenehmer Verantwortung. Und so sitzt man also wieder da und tut, als hätte es das ganze Theater davor nie gegeben. Der Elefant im Raum, also das Scheitern beim ersten Mal, wird mit einer Tischdecke namens Realpolitik abgedeckt und alle nicken sich zu, als hätte man sich einfach nur ein bisschen verspätet, aber eigentlich eh schon immer gemeinsam regieren wollen. Am Ende bleibt also nur eine Frage wer darf diesmal die Rechnung für das Buffet bezahlen? Und wenn wir eins wissen, dann es wird nicht die Politik sein. Danke fürs zuhören, danke für eure Zeit und danke, dass ihr euch die österreichische Politik mit uns schönsaufen lasst. Falls ihr meint, dass dieser Podcast nicht nur euer Blutdruckproblem, sondern auch das politische Bewusstsein eurer Freunde verbessern könnte. Teilt ihn, falls ihr glaubt, dass wir für unsere Satiretherapie zumindest ein kleines Trinkgeld verdient hätten. Spendenlink ist bittedanke in der Folgenbeschreibung und falls ihr das ganze Spektakel in eurem Postfach haben wollt, meldet euch für den Newsletter auf der Website an. Bis zum nächsten Mal, same time, same station, euer Thomas.

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