Koalition Reloaded - kurz gesagt!
Österreichisches Polit-Theater
22.02.2025 10 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Bonus Episode geht es um das politische Schauspiel Österreichs – ein Kasperltheater mit Budgetloch, in dem das Drehbuch offenbar von einem überforderten Satiriker stammt. Nach der Nationalratswahl 2024 folgte das übliche Gerangel um den Kanzlersessel, bei dem sich ÖVP, SPÖ und NEOS in einer Koalitionsverhandlung trafen, die mehr nach Gruppenblinddate mit Scheidungsgarantie aussah. Während die NEOS die beleidigte Diva spielten und früh ausstiegen, versuchten ÖVP und SPÖ ihr Glück – mit der Grazie eines alten Ehepaars, das sich streitet, wer den Hund behält.
Doch dann kam Herbert Kickl. Der FPÖ-Chef betrat die Bühne, verlangte autoritäre Sonderwünsche, drohte dem Sozialstaat und schikanierte vorsorglich jeden Österreicher einzeln. Als ihm die ÖVP den Stecker zog, inszenierte er sich als tragischer Held der Prinzipienfestigkeit – dabei war sein eigentlicher Plan wohl, die Regierungsverantwortung akrobatisch zu umgehen.
Und jetzt? Plötzlich klappt doch eine Koalition von ÖVP, SPÖ und NEOS – nicht, weil sie sich lieben, sondern weil die Alternative noch hässlicher war. Also zurück an den Verhandlungstisch, während die Wähler sich fragen: Wer zahlt diesmal die Rechnung? Spoiler: Sicher nicht die Politik.
Doch dann kam Herbert Kickl. Der FPÖ-Chef betrat die Bühne, verlangte autoritäre Sonderwünsche, drohte dem Sozialstaat und schikanierte vorsorglich jeden Österreicher einzeln. Als ihm die ÖVP den Stecker zog, inszenierte er sich als tragischer Held der Prinzipienfestigkeit – dabei war sein eigentlicher Plan wohl, die Regierungsverantwortung akrobatisch zu umgehen.
Und jetzt? Plötzlich klappt doch eine Koalition von ÖVP, SPÖ und NEOS – nicht, weil sie sich lieben, sondern weil die Alternative noch hässlicher war. Also zurück an den Verhandlungstisch, während die Wähler sich fragen: Wer zahlt diesmal die Rechnung? Spoiler: Sicher nicht die Politik.
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Danke! Euer Thomas
Transkript
>> Thomas Speck: Der Schalltrichter.
Alltagsironie trifft Tiefsinn
von und mit eurem Man in Black des Alltags.
Thomas Speck
Die österreichische Politik ist ein
Kasperltheater mit Budgetloch, ein
endloses Maskenball Debakel, bei dem jeder
einmal die Krone aufprobiert, nur um dann
festzustellen, dass sie zu groß ist und ins Gesicht
rutscht. Nach der Nationalratswahl im
September 24 begann das übliche
Gerangel um den heissbegehrten Sessel des
Kanzlers. Die ÖVP,
traditionell der Jean Claude van Damme der
österreichischen Politik, weil sie mit einem
überdehnten Spagat in der Wirtschaft und im
Beamtenapparat steht, versuchte es zunächst mit einer
Dreierkoalition aus SPÖ und
NEOS. Doch kaum war der erste Verhandlungstermin
anberaumt, bekam man den Eindruck,
hier würden sich drei Leute treffen, um gemeinsam ein
Haus zu bauen, obwohl einer einen Bagger, der
andere eine Abrissbirne und der dritte nur
eine Steuererklärung mitgebracht hat.
Die NeoS, jene pinke
Hoffnungspartei, die sich gerne als Vernunftbringer
inszeniert, erkannten bald, dass sie in dieser
Dreierbeziehung die unglückliche Rolle des
Pflichttermins im Kalender spielten. Also
schüttelten sie ihr liberales Lockenköpfchen und
verabschiedeten sich mit der Begründung, die anderen
hätten keine ausreichende Reformbereitschaft, was
so viel heißt ja, wir haben eh gefragt, ob sie was
ändern wollen, aber sie haben halt nein.
Zurück blieben die ÖVP und die
SPÖ, zwei Parteien, die sich seit
Jahrzehnten mit einer Mischung aus Hassliebe und
Gedächtnisverlust aneinanderklammern wie ein altes
Ehepaar, das sich nicht scheiden lassen will, weil sonst
einer das Porzellan verliert. Die
SPÖ, traditionell der traurige Clown
im österreichischen Politzirkus, wollte
diesmal unbedingt mitregieren, koste es, was
es wolle. Doch es kam wie es
kommen Die ÖVP und die
SPÖ traten sich in der Budgetpolitik
gegenseitig auf die Zehen, bis am Ende Karl
Nehammer mit einem beleidigten na dann machts
halt ohne mich aus dem Kanzleramt
stürmte. Ein würdiger Abgang für einen
Mann, dessen politisches Charisma irgendwo zwischen
arrogantem McDonald's Hamburger und
eingeschlafenem Schweißfuß rangiert.
Und während also alle anderen noch immer damit
beschäftigt waren, ihre Wunden zu lecken, saß
Herbert Kickl in der Ecke, schüttelte sein
blaues Haupt und wartete, bis das Chaos ihn von
selbst in die Mitte des Geschehens spülte.
Tatsächlich, der Bundespräsident rief ihn
zum Tanz, und Kickl ließ sich nicht
zweimal bitten. Doch anstatt sich harmonisch ins
Geschehen einzufügen, begann er die Musik selbst
zu bestimmen. Seine
ein Potpourri aus autoritären
Feuchtträumen das
Innenministerium für sich, die
Arbeiterkammer finanziell ausbluten,
Klimabonus und Bildungskarenz abschaffen,
als Draufgabe noch eine Steuererhöhung auf
Tabak, Photovoltaikanlagen und
Elektroautos. Oder anders
Kickl trat auf die Bühne, rief
Österreich zuerst und begann dann,
jeden Österreicher einzeln zu
schikanieren. Die ÖVP,
die sich bis dahin als Erwachsene im Raum betrachtet
hatte, bekam Schnappatmung. Sie hatten ja
mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass ihnen Kickl das
Spielbrett direkt aus der Hand reißt und
so, jetzt spielen wir mal nach meinen Regeln.
Nach zähen Verhandlungen, in denen die FPÖ mit der
Standhaftigkeit einer Dampfwalze ihre Vorstellungen
durchdrücken wollte, wurde das wird
nix. Die ÖVP entschied sich,
doch lieber wieder in der Mitte zu stehen. Worauf
Kickl, der sage und schreibe 7 Stunden an
den Verhandlungen teilnahm, die Bühne verließ
und noch ein letztes mal, ihr habt eure
Chance verpasst. Ja Herbert, so
funktioniert das mit der Demokratie. Ein
Wahnsinn. Aber war
das wirklich ein gescheitertes Experiment oder
vielmehr eine politisch chirurgische Not
OP an der eigenen Glaubwürdigkeit?
Mit Kickl als eiskaltem Chefarzt, der
wusste, dass er seinen Patienten, sprich seine
Wahlversprechen, ohnehin nicht retten
kann. Denn mal wer
glaubt denn ernsthaft, dass die FPÖ mit einem
Budget, das bereits vor Löchern mehr Luft als
Substanz enthält, alle ihre großspurigen
Versprechen hätte umsetzen können? Von der
finanziellen Enthauptung der Arbeiterkammer über
den Stopp aller Klimaförderungen bis zur
Sicherheitsutopie aller law and order,
aber bitte in blau. Das wäre so realistisch
gewesen wie ein Kochbuch von Karl
Nehammer mit dem Titel Hamburger
in 10 Variationen. Kickl
wusste das natürlich. Und weil er auf gar keinen
Fall riskieren konnte, als Kanzler das eigene Scheitern
zu erleben, oder schlimmer noch, sich plötzlich
für irgendetwas rechtfertigen zu müssen, zog
er die Notbremse mit einer geradezu narzisstischen
Eleganz. Er führte die Verhandlungen mit der
gleichen Intention, mit der ein
Versicherungsvertreter einem Jährigen eine
Lebensversicherung aufschwatzt, nämlich so,
dass sie garantiert nie eingelöst werden
müssen. Indem er Forderungen stellte, die jeder
Verhandlungspartner aus Prinzip ablehnen musste,
ein echtes Meisterstück der Wählerverhöhnung,
sorgte er dafür, dass die Gespräche krachend
in sich zusammenfielen. Und was macht
ein Profipopulist dann?
Sich selbst auf die Schulter klopfen, die Schuld den
anderen zuzuschieben und so zu tun, als hätte
er eigentlich alles richtig gemacht? Ich
bin meiner Linie treu geblieben. Ja,
Herbert, das bist du. Nur nicht so, wie du
es versprochen hast, sondern so, wie es für dich
persönlich am besten als Mann der
Prinzipien, der zufällig nie in die Verlegenheit kommen
wird, sie auch umsetzen zu müssen.
Ein narzisstischer Polit Jongleur, der den
brennenden Reifen erst hochwirft und dann
oh, der ist gefährlich und sich feige aus der
Manege verzieht.
Nun also sitzen wieder alle an einem Tisch, als
wäre das alles nicht passiert.
ÖVP, SPÖ und
Neos, das gescheiterte Dreigestirn der
Vernunft, das plötzlich eine zweite Chance
bekommt, weil offensichtlich die kollektive
Amnesie schneller eingetreten ist als jede Form
politischer Einsicht. Man hat sich ein
bisschen angeschrien, einander mit Steuerideen
beworfen, ein paar Ministerposten
herumgereicht und ist doch wieder am
Ausgangspunkt. Doch Moment
mal, warum geht das jetzt plötzlich?
Warum war das beim ersten Versuch ein Ding der
Unmöglichkeit, aber jetzt auf einmal ein
gangbarer Weg? Vielleicht weil die
Neos erkannt haben, dass die Rolle der beleidigten
Diva auf Dauer unsexy ist und man als
Partei, die ständig Reformen fordert, irgendwann
auch mal was anderes machen muss, als sich
entrüstet zurückzuziehen. Oder weil die
SPÖ endlich aufgehört hat, in den eigenen
Reihen mehr Messer zu verteilen als
Ministerposten. Vielleicht aber auch,
weil die ÖVP inzwischen so verzweifelt ist, dass sie
lieber die halbe Macht mit der SPÖ teilt,
als noch einmal in den machtlosen Abgrund
einer Kicklkoalition zu starren.
Oder, und das ist die wahrscheinlichste
Variante, weil die Alternative dazu gewesen
wäre, Neuwahlen abzuhalten, bei
denen niemand mehr weiß, wo er danach landet.
Die ÖVP weiter im Sinkflug,
die SPÖ mit der Stabilität eines
Mikadohaufens in der Erdbebenstation,
die Neos immer in Gefahr, dass sie jemand mit
einer wohlmeinenden NGO verwechselt.
Einzig die FPÖ hätte wohl profitiert,
aber Kickl hat ja selbst den Beweis erbracht, dass
er Regieren genauso vermeiden will wie jede
Art von unangenehmer Verantwortung.
Und so sitzt man also wieder da und tut, als
hätte es das ganze Theater davor nie
gegeben. Der Elefant im Raum, also das
Scheitern beim ersten Mal, wird mit einer
Tischdecke namens Realpolitik
abgedeckt und alle nicken sich zu, als hätte
man sich einfach nur ein bisschen verspätet, aber
eigentlich eh schon immer gemeinsam regieren wollen.
Am Ende bleibt also nur eine Frage
wer darf diesmal die Rechnung für das
Buffet bezahlen? Und wenn wir eins wissen,
dann es wird nicht die Politik
sein. Danke fürs
zuhören, danke für eure Zeit
und danke, dass ihr euch die österreichische
Politik mit uns schönsaufen lasst. Falls ihr
meint, dass dieser Podcast nicht nur euer
Blutdruckproblem, sondern auch das politische
Bewusstsein eurer Freunde verbessern könnte. Teilt
ihn, falls ihr glaubt, dass wir für unsere
Satiretherapie zumindest ein kleines Trinkgeld
verdient hätten. Spendenlink ist
bittedanke in der Folgenbeschreibung und
falls ihr das ganze Spektakel in eurem Postfach
haben wollt, meldet euch für den Newsletter auf der
Website an. Bis zum nächsten Mal,
same time, same station, euer
Thomas.
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