Der Schalltrichter

Thomas Speck

kurz gesagt! - Klassenkampf - Oberösterreich und die Wuaschtsömmi

Integration ala ÖVP Oberösterreich

01.03.2025 12 min

Zusammenfassung & Show Notes

Wenn Integration an der Fähigkeit gemessen wird, „Wuaschtsömmi“ fehlerfrei zu deuten, dann ist Oberösterreich auf dem besten Weg, zur sprachlichen Eliteakademie der Nation zu werden. Die neueste Idee aus der politischen Mitte: Dialektkurse für Asylbewerber. Denn wer Hochdeutsch kann, ist anscheinend nur halb integriert – ohne Mundart bleibt man ein Fremdkörper.

Doch was steckt hinter dieser sprachlichen Reinheitsprüfung? Ist es ein subtiler Identitätstest, eine Nebelgranate zur Ablenkung oder schlicht ein Geschäftsmodell für VHS-Kurse? Thomas Speck zerlegt in dieser Episode das absurde Konzept mit gewohnt spitzer Zunge. Er fragt: Wenn Dialekt der Schlüssel zur Integration ist, warum gibt es dann keine Pflichtkurse für Wiener oder Deutsche? Und warum eigentlich nicht gleich eine eigene Behörde für Mundartregulierung?

Zwischen grantelnden Bayern, sudernden Oberösterreichern und der Angst vor dem „Beidl“-Missverständnis wird klar: Sprache ist kein einseitiger Prozess. Aber wenn man schon eine Dialektprüfung einführt, dann doch bitte mit einem Fortgeschrittenenmodul in „Kritischem Granteln“.

Ein satirischer Blick auf eine Idee, die irgendwo zwischen Folklore-Fetisch und integrationspolitischer Nebelkerze schwebt.
#oberösterreich #integration #satire #ÖVP #Linz #dialekt

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Danke! Euer Thomas

Transkript

>> Thomas Speck: Willkommen beim Schalltrichter. Vielen Dank an Dominik und Thorsten für eure Beteiligung. Das bedeutet viel für meinen Podcast. Dankeschön. Das ist etwas, was viele nicht wissen. Wie viel Aufwand und Arbeit ein Podcast machen kann, wenn man ihn ernsthaft betreibt. Und dass es auch Geld kostet. Nein, keine Sorge, ich werde jetzt nicht groß um spenden oder dein Abo betteln. Jedoch werde ich auch nicht behaupten, dass es verschwendete Mühe wäre. Den Link dazu findest du in der Folgenbeschreibung, aber das gehört zum Abschluss der Episode. Jetzt erstmal tief Luft holen und rein in die Satire. Gute Unterhaltung. Der Schalltrichter Alltagsironie trifft Tiefsinn von und mit eurem Man in Black des Alltags. Thomas Speck, kurz gesagt Klassenkampf Oberösterreich und die Wurstsömmi. Dass die rechten allen Orten Blendgranaten werfen, damit sie unbehelligt weiterwurschteln können, ist ja längst bekannt. Aber verbale Knallerbsen kommen mittlerweile auch von denen, die früher wenigstens so getan haben, als würden sie nachdenken, bevor sie reden. Denn in Oberösterreich hat die alte politische Mitte auch ihre Pointen parat. Da zeigt sich die ehrenwerte konservative ÖVP fast schon als ein Laboratorium für Integrationskonzepte, die irgendwo zwischen österreichischem schmäh und drastisch herabgesetzten Intelligenzquotienten balancieren. Die Dialektkurse für Asylwerber und werberinnen der für Integration zuständige Landesrat Christian Dörfl von der ÖVP begründet seine Idee in Linz. Es gehe darum, dass sich Zugewanderte an der Mehrheitsgesellschaft anpassten und nicht umgekehrt. Deshalb sei es wichtig, dass neben Hochdeutsch auch der Dialekt verstanden werde. Dörfels Büro nannte gegenüber der Nachrichtenplattform heute at auch ein Beispiel. So arbeiten Zuwanderer ja auch in Supermärkten bestellten Kunden dann ein belegtes Brötchen mit den ich krieg eine Wurst Semmel. Dann sei das mit Hochdeutsch ja nicht zu verstehen. Der Dialektkurs, so glaubt der oberösterreichische Landesrat, wäre da eine große Hilfe. Nun, ich nehme an, die nächste Eskalationsstufe ist dann ein verpflichtendes Seminar in kritisches Granteln für Fortgeschrittene. Dass dies von einer Partei kommt, die sich jüngst der rechten FPÖ anzubiedern versuchte, verwundert fast nicht mehr. Es macht bloß traurig. Es gehe darum, dass sich Zugewanderte an die Mehrheitsgesellschaft anpassten und nicht umgekehrt. Als würde dieser Satz direkt aus dem Handbuch für so tun, als wäre Integration eine Einbahnstraße stammen. Abgesehen davon, dass Sprache immer ein beidseitiger Prozess ist, ist auch Integration keine gastronomische Selbstbedienungstheke, bei der sich jeder nur das nimmt, was ihm schmeckt, während er den Rest ignoriert. Vielmehr gleicht sie einem Tanzkurs, bei dem beide Partner lernen müssen, sich aufeinander einzulassen. Und wer nur auf seinen eigenen Schritten besteht, tritt dem anderen zwangsläufig auf die Füße. Bleibt die wer hat eigentlich definiert, dass sich Integration am Dialekt misst? Bedeutet das im Umkehrschluss, dass jemand, der keinen örtlichen Dialekt spricht, in Oberösterreich per se schlecht integriert ist? Nun, da müssen jetzt aber einige Wiener zittern. Neben Hochdeutsch auch den Dialekt verstehen. Hier betritt die Argumentation eine faszinierende die Annahme, dass man als Zuwanderer erst dann wirklich angekommen ist, wenn man ohne zu blinzeln ein Wurstsomme übersetzen kann. Ich wage zu behaupten, so mancher Oberösterreicher ist in Wien schon einmal an einem schlichten Herrstos Kang Knedel oder dem gereizten Geschässen du bädel gescheitert. Soll man denen jetzt auch Förderkurse verpassen? Aber vielleicht geht's gar nicht um Sprache, sondern um Identität. Denn die Dialektschulung könnte ein subtiles Aufnahmeritual sein. Erst wenn jemand da hat was besonders gestaubt, ohne nachzudenken versteht, darf er wirklich dazugehören. Quasi die mundartliche Variante eines Staatsbürgerschaftstests. Bestellten Kunden dann ein belegtes Brötchen mit den Worten i griga wurst se mich, dann sei das mit Hochdeutsch nicht zu verstehen. Hier haben wir das Herzstück des die kulturelle Unverzichtbarkeit des Dialekts im Einzelhandel. Man stelle sich vor, ein zugewanderter Angestellter eines Supermarktes zuckt hilflos mit den Schultern, weil er den Einheimischen nicht versteht. Was für ein Chaos, welche Unruhe und dieser kulturelle Verfall. Ist es von Oberösterreicher innen wirklich zu viel verlangt, sich beim Einkauf verständlich auszudrücken? Die sagen beim Arzt sicher auch Herst der Haxen ist, wird schossen, da muss was gscheits her. Sondern vermutlich doch eher etwas, das der medizinischen Fachkraft eine realistische Chance gibt, die Beschwerden auch zu verstehen. Warum sollte das beim Semmelkauf anders sein? Wenn die Alekt wirklich so unverzichtbar ist, warum gibt es dann nicht auch Pflichtkurse für alle anderen Zugezogenen z.B. aus Wien oder Deutschland? Und wer Brötchen statt Semmel sagt, muss zur Nachschulung die große wer zahlt diese Kurse? Die Betroffenen selbst, der Steuerzahler oder am Ende gar die Wurstlobby? Weil man sicherstellen will, dass nie wieder ein Wurstsömmi falsch verstanden wird. Und wird der Dialektkurs dann auch Teil der Integrationsprüfung? Bitte übersetzen sie. Heute fahren wir mal mit dem Traktor zum Wirten. Was sagst Gratulation, jetzt bist du ein Oberösterreicher. Wer scheitert, bekommt dann halt nur ein Hochdeutsch Zertifikat. Und die Integration Leitzulassung. In Bayern kann man ja an der münchner Volkshochschule z.B. den Kurs Borisch, Grantl, gschimpft und Gflurcht alles über die drei Haupttugenden der Münchner besuchen. Ich gebe zu, das ist ein rhetorisch interessanter Kurs. Und wenn oberösterreich ähnliche Angebote plant, dann schlage ich drei Intensivkurse Christi pfieti Oberg, Basiskommunikation im Lande Oberösterreich, zweite Gscheidraunzen für Anfänger, Basiswissen im gepflegten Meckern über Wetter, Politik und die Unfähigkeit der Wiener, das geheimnisvolle Oida von der Beleidigung bis zur Liebkosung, ein Meisterkurs über die dialektische Intonation. Vielleicht könnte man noch eine advanced Dialektprüfung ins Spiel bringen. Eine Art oberösterreichisches c Zertifikat für Hochbegabte, bei der man nicht nur Sätze versteht, sondern selbstständig granteln muss. Zum die Teilnehmer müssen überzeugend und in fehlerfreiem Oberösterreichisch über Immigranten schimpfen können. Dann muss es ja, weil österreichische Lösung auch bald eine neue Behörde das Mundartamt für Inklusionsfragen. Die Kosten trägt dafür natürlich der Steuerzahler, aber es ist zu seinem eigenen Besten, denn wenn endlich alle den Dialekt beherrschen, muss er sich in Zukunft beim Zuhören nicht mehr anstrengen. Eine echte Entlastung. Ich verstehe ja den Gedanken, wer einen Dialekt versteht, hat leichteren Zugang zur Alltagskommunikation. Aber macht das die Integration wirklich erfolgreicher? Oder ist das Ganze eher ein symbolischer Akt, der impliziert, nur wer unseren Dialekt spricht, gehört wirklich dazu? Kurz ein strunzdumm absurdes Konzept, das irgendwo zwischen pragmatischer Blödheit und folkloristischer Illusion pendelt. Die eigentliche Frage ist, wer erklärt den Einheimischen ihre eigene Sprache? In Österreich wechseln die Dialekte ja nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern oft schon von Tal zu Tal. Und spätestens nach der dritten Dorfgrenze versteht niemand mehr niemanden. Vielleicht sollten wir also alle gemeinsam in solche Kurse gehen. Ein staatlich gefördertes Österreichisch für Fortgeschrittene, damit endlich auch Osttiroler und Burgenländer ohne Dolmetscher miteinander reden können. Ich höre schon den Aufschrei, aber das kann man doch von den Unsrigen nicht verlangen. Nun, für mich bleibt nur eine der Dialekt ist nicht der wahre Grund für Herrn Dörfel. Denn echte Integration bedeutet bestimmt nicht, dass man auf einem goldenen Thron sitzt und gönnerhaft entscheidet, wer sich gefälligst anzupassen hat. Außer natürlich, man hält sich selbst für die Krone der Schöpfung. Und wer Integration als einseitige Unterwerfung definiert, der glaubt wohl auch, dass es eine Herren und eine Dienerrasse gibt. So, das war kurz gesagt für heute danke fürs zuhören und für eure Zeit. Falls ihr jetzt sprachlos seid, keine Sorge, Dialektkurse sind bei mir nicht verpflichtend, aber freiwillige Unterstützung für diesen Podcast sehr wohl erwünscht. Wenn euch diese Episode gefallen hat, dann abonniert den Podcast, lasst eine Bewertung da und teilt die Folge mit allen, die sich über das politische Kasperltheater genauso amüsieren wie ich. Und wer das Ganze nicht nur verbal, sondern auch finanziell unterstützen will, damit mehr davon geben kann. Der Spendenlink ist in der Folgenbeschreibung und auf der Website zu finden. Und nicht den Newsletter gibt es auch dort für alle, die sich regelmäßig mit frischem Schmäh versorgen wollen. Nun danke fürs Zuhören, bis zum nächsten Mal, same time, same station, euer Thomas.

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