Der Schalltrichter

Thomas Speck

Smalltalk - Ein Leitfaden zum kommunikativen Scheitern

Wenn bedeutungslose Dinge zum Thema werden

13.02.2025 16 min

Zusammenfassung & Show Notes

Smalltalk: die verbale Luftpolsterfolie des sozialen Miteinanders. Während die einen darin eine entspannte Kommunikationsdisziplin sehen, gleicht es für andere einem Spießrutenlauf der Belanglosigkeit. In dieser Episode seziert Thomas Speck messerscharf die Kunst des gepflegten Nichts-Sagens und zeigt, warum Wettergespräche, Prosecco-Smalltalk und Fragen wie „Was machst du so?“ oft den intellektuellen Tiefpunkt jeder Party markieren.

Zwischen bröckelndem Selbstbewusstsein, einer inneren Talkshow aus chaotischen Gedanken und dem unvermeidlichen Absturz ins gesellschaftliche Schweigen nimmt Thomas uns mit auf eine Reise durch das Labyrinth der Smalltalk-Dramen. Warum geraten wir ins Schwitzen, wenn jemand beiläufig nach unseren Wochenendplänen fragt? Was treibt uns dazu, stundenlang über den Reifeprozess von Avocados oder die Farbe von Kaffeefiltern nachzudenken?

Mit gewohnt scharfem Humor und einem Hauch Selbstironie skizziert Thomas das Spannungsfeld zwischen peinlichem Schweigen und der Sehnsucht nach echtem Austausch. Zwischen Prosecco-Glas und Topfpflanze deckt er die Mechanismen hinter den oberflächlichen Gesprächsritualen auf – und gibt gleichzeitig Hoffnung: Die wahren Gespräche finden schließlich immer noch in der Küche statt.

Eine Episode, die uns vor Augen führt, dass Smalltalk nicht für jeden gemacht ist – und dass das vollkommen okay ist. Denn manchmal ist die beste Antwort auf die Frage „Und, was machst du so?“ ein schlichter Blick aufs Buffet.

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Danke! Euer Thomas

Transkript

>> Thomas Speck: Willkommen bei der Schaltrichter, dem akustischen Äquivalent zum unauffälligen hinter der Topfpflanze stehen auf Partys. Bevor du jetzt schon panisch nach dem Abonnieren Knopf suchst und überlegst, ob du uns eine kleine Spende da lässt, entspann dich. Hör dir erstmal diese Folge an. Vielleicht findest du dich ja wieder in den Absurditäten des Smalltalks oder entdeckst ganz neue Strategien, dich mit einem Glas Prosecco bewaffnet durchs nächste Gespräch zu manövrieren. Und wenn du danach das Gefühl hast, uns unterstützen zu wollen, der Link wartet in der Folgenbeschreibung. Genau wie der Abo Button. Aber kein Stress. Erst zuhören, dann entscheiden. Smalltalk ein Leitfaden zum kommunikativen Scheitern. Smalltalk ist die wahre Königsdisziplin der Kommunikation unserer Gesellschaft. Eine Kunstform, bei der es nicht darum geht, etwas zu sagen, sondern zu vermeiden. Irgendetwas Substanzielles von sich preiszugeben. Wer das wirklich beherrscht, ist kein kommunikativer Mensch, sondern ein Meister der mündlichen Tarnkappentechnologie. Der Schalltrichter. Alltagsironie trifft Tiefsinn von und mit eurem Man in Black des Alltags. Thomas Speck. Es beginnt schon auf dem Weg zur Party, wenn man mit einem mulmigen Gefühl vor der Haustür des Gastgebers steht. Die Klinke in der Hand, das Herz rast und der Kopf rotiert wie ein alter CD Player auf der Suche nach einer brauchbaren Anekdote. Was soll ich denn sagen, wenn mich jemand fragt, wie es mir geht? Der Klassiker gut und dir ist nicht nur ausgelutscht, sondern riskiert. Eine Gegenfrage. Der Horror für alle, die lieber im Stillen vor sich hin vegetieren. Drinnen wird's nicht besser. Mit einem Glas Prosecco bewaffnet, der ultimative Gesellschaftsschild. Spürt man die erste Welle der Müdigkeit? Ist's der Alkohol? Die stickige Luft? Nein, es ist die lähmende Erkenntnis, dass das, was gleich kommt, die Definition einer Stresssituation ist. Die Suche nach einem Thema, das belanglos genug ist, um niemanden zu verschrecken, aber spannend genug, um nicht sofort ignoriert zu werden. Die Profis unter den Smalltalk Künstlern haben eine Liste von Notfallthemen im Beton. Das Wetter ist der Klassiker. Ein schamloser Evergreen, der in seiner Belanglosigkeit glänzt. Ganz schön warm heute, oder? Funktioniert bei fünf und dreiig Grad genauso wie ganz schön kalt heute bei minus fünf. Doch sobald der andere mit einem echten Interesse an Meteorologie kontert, ist man verloren. Da steht man dann, mit der Stirn in Falten gelegt und nickt zustimmend, während einem Begriffe wie Okklusion oder Jetstream um die Ohren fliegen. Andere wagen sich an mutigere Themen wie Urlaub oder Filme. Aber auch hier lauert Gefahr. Urlaub? Du warst in Bali. Ich habe ja gehört, das ist dort gerade etwas, naja, überlaufen. Und zack, man ist schon im Territorium der passiv aggressiven Reiseneid Debatte gelandet. Filme sind dann noch schlimmer. Kaum hat man ich fand den neuen Tarotino nicht so schlecht gesagt, steht der selbsternannte Sineast vor einem und erklärt in epischer Länge, warum dieser Film die Dekadenz des modernen Kinos symbolisiert. Die wahre Hölle des Smalltalks ist jedoch der Moment, indem sich eine Pause einschleicht. Beide starren ins Leere und das Schweigen dehnt sich wie ein Kaugummi in Zeitlupe. Peinlich. Einer von beiden wird nervös und murmelt etwas hast du eigentlich schon den neuen Kaffeeautomaten bei der Arbeit ausprobiert? Und damit, liebe Freunde, hat man offiziell den Tiefpunkt der Konversation erreicht. Smalltalk und ich, wir haben eine lange, komplizierte Geschichte. Es ist ein bisschen wie der Versuch, eine Katze an der Leine auszuführen. Beide Seiten wissen, dass es nicht funktionieren wird, aber man tut's trotzdem, um höflich zu sein. Mein ADHS Gehirn, treuer Begleiter und chronischer Saboteur, macht das Ganze natürlich nicht einfacher. Es beginnt schon mit dem Social Scripting. Da stehe ich also zu Hause vor dem Spiegel und übe meine Antwort auf die Frage aller Fragen. Und was machst du so? Ja, ich schreibe Texte. Das ist zu schlicht. Ich bin im kreativen Bereich tätig. Ach, das ist zu prätentiös. Nach 10 Minuten intensiver Proben lande ich bei ich arbeite mit Worten. Kreativ, weißt du? Perfekt, locker, sympathisch. Doch dann kommt die Realität. Auf der Party stellt jemand genau diese Frage und mein Gehirn im Training ein Ferrari, in der Praxis ein klappriger Einkaufswagen, hat plötzlich Totalausfall. Mein Mund setzt an, aber statt der eingeübten Antwort kommt ein gestammeltes mache Sachen. Das kreativ spare ich mir im letzten Moment, doch aus Sorge, wie ein selbstverliebter Möchtegern zu klingen. Während mein Gegenüber höflich lächelt und ich mich besorgt frage, wie sehr ich mich jetzt gerade blamiert habe, beginnt in meinem Kopf eine Talkshow der chaotischen Extraklasse. Da sitzt dann in meinem Oberstübchen eine bunte Runde an Gedanken zusammen. Der eine geifert mich an, wie unfähig ich gerade bin, der andere feuert mich. Ja, mach schon, leg los. Und darunter mischt sich ein überengagierter Gedankenblitz über schwarze Löcher, während ein zweiter verzweifelt die Evolution von Staubsaugern analysiert. Ganz hinten murmelt ein dünnes Stimmchen etwas von der Farbe von Kaffeefiltern. Meine bunte Gedankenwelt macht Smalltalk nicht nur schwierig, es macht ihn zu einem Abenteuer in unkartiertem Gelände. Während andere Menschen mit scheinbarer Leichtigkeit den Weg von Hallo zu was machst du so? Navigieren, ist mein Kopf wie ein chaotisches Labyrinth ohne Ausgang. Gedanken prallen wie Flipperkugeln gegeneinander, jede Frage löst eine Explosion an Assoziationen aus. Eine beiläufige Bemerkung über das Wetter wird zu einem inneren Monolog über Klimawandel, gefolgt von einem Abstecher in die Welt der Meteorologie. Eine höfliche Nachfrage nach meinem Beruf. Sofort starte ich eine imaginäre PowerPoint Präsentation über meine bisherigen Erfolge, nur um sie nach 3 s komplett zu vergessen, weil ich plötzlich daran denken muss, ob Delfine im Schlaf träumen können. Es ist diese Unberechenbarkeit, die Smalltalk für mich zu einer Herausforderung macht. Mein Kopf produziert ununterbrochen Ideen und Fragen, aber selten ist eine davon das, was die Situation gerade verlangt. Und ehe ich mich versehe und der ganze Kuddelmuddel in einer bunten Glitzerwolke zerplatzt, höre ich mich selbst laut ja, warum gibts eigentlich keine blauen Kaffeefilter? Die wären doch viel schöner. Der Blick meines Gegenübers beschreibt das kochend heiße Gefühl, das sich über meinen Bauch ins Gesicht ausbreitet, endgültig eine Mischung aus Verwirrung und der unausgesprochenen Hoffnung, dass sich bald jemand findet, der mich abholt. Aber mein verknoteter Denkapparat ist da noch lange nicht fertig. Er schaltet sofort in den nächsten Gang, springt von Thema zu Thema, während ich äußerlich angestrengt nicke, als hätte ich alles unter Kontrolle. Natürlich merkt mein Gesprächspartner nichts von meinem inneren Zirkus. Er sieht nur, wie ich peinlich lächle, während ich mich heimlich hinter meinem Glas Prosecco verstecke. Das universelle Symbol für bitte sprich mich nicht weiter an. Und falls das nicht reicht, greife ich zum absoluten Tarnung. Ich manövriere mich zielsicher in den hintersten Winkel des Raumes, direkt hinter die größte Topfpflanze, die ich finden kann. Mit einem Brötchen in der einen Hand und dem Notizbuch in der anderen hoffe ich inständig, dass ich eins werde mit meiner Umgebung. Chamäleon Style. Mein Plan ist, nichts zu tun, nichts zu reden, nicht aufzufallen. Wenn ich mich nur klein genug mache, werde ich vielleicht unsichtbar. Nur funktioniert das halt nie. Irgendwann endet das Desaster dann doch. Meistens, weil der andere aufgibt oder weil jemand zufällig den Raum betritt, der deutlich weniger wie ein Chamäleon wirkt. Ich atme erleichtert auf und frag warum? Warum um alles in der Welt tue ich mir das immer wieder an. Der Retter meines inneren Monologes, der eben den Raum betrat, nun, er oder sie, es spielt keine Rolle, es könnte auch ein wandelnder Cocktailshaker sein. Dem Beispiel wegen bleibe ich mal bei er. Er also zieht sofort alle Aufmerksamkeit auf sich, mit einem Lächeln, das so strahlend ist, dass selbst meine Topfpflanze kurz aufhört, Photosynthese zu betreiben. Alle Köpfe drehen sich, während er mit bewundernswerter Leichtigkeit die erste Frage in die Runde wirft, na wer hat schon Pläne fürs Wochenende? Und das Publikum, ja, ich mein die Gäste, die jetzt kollektiv an seinen Lippen hängen, reagiert begeistert. Es ist fast schon magisch. Ich stehe da, halb verborgen hinter meinem Brötchen und bewundere ihn insgeheim. Wie macht der das? Wie kann jemand mit einem derart banalen Thema Pläne fürs Wochenende die Menge zum Lachen bringen, als hätte er gerade den neuesten Stand up Sketch von sich gegeben? Jede Antwort, so trivial sie auch ist, wird von ihm aufgenommen, verarbeitet und in glänzendes, unverbindliches Gold verwandelt. Es ist, als wäre Smalltalk seine Superkraft, und ich frage mich, ob er einen Zaubertrank trinkt oder heimlich einen Gesprächscoach engagiert hat. Und dann kommt der zweite, der kritische, der leise, zynische merkt denn wirklich niemand, wie leer das alles ist? Smalltalk ist die Kunst, etwas in Worte zu fassen, was ohne Worte gar nichts bedeuten würde. Es ist das verbale Äquivalent zur Luftpolsterfolie. Man drückt drauf, es macht kurz puff und danach ist alles wie vorher. Er spricht über das Wetter, die besten Grillsoßen und mein Favorit, wie oft man eigentlich den Rasen mähen sollte. Niemand hört ihm wirklich zu, alle nicken nur eifrig und lachen an den richtigen Stellen. Und doch ist er der Star der Show, der unangefochtene Meister im Turnier der Nichtigkeit. Vielleicht genießt er die Banalität ja, weil sie keine echten Risiken birgt. Niemand wird verletzt und niemand wird wirklich gesehen. Während ich ihn beneide, schwingt auch ein Hauch von Resignation mit. Vielleicht denke ich, vielleicht liegt die wahre Kunst des Smalltalks darin, dass er genau das sein will. Ein flüchtiger Moment ohne Bedeutung, ein kleiner Luftballon aus Wörtern, der in den Raum geworfen wird, nur um irgendwo leise zu platzen. Und vielleicht ist das auch OK für ihn. Für mich bleibt es ein Rätsel. Am Ende des Tages, erschöpft und innerlich ausgelaugt, macht man sich auf den Heimweg. Aber Die eine Frage warum machen wir das eigentlich? Warum investieren wir so viel Energie in Gespräche, die uns nichts bringen, außer der Erleichterung, wenn sie endlich vorbei sind. Vielleicht, weil wir heimlich hoffen, dass hinter dem Smalltalk irgendwann der große Talk wartet. Das echte Gespräch, das uns für einen kurzen Moment das Gefühl gibt, gesehen und verstanden zu werden. Aber bis dahin, nun, wir haben immer noch das Wetter. Am Ende des Tages ist es vollkommen OK, Smalltalk zu hassen. Nicht jeder muss ein Meister darin sein, wie beiläufig über den besten Weg, Avocados reifen zu lassen, zu plaudern, während man charmant an seinem Drink nippt. Manche von uns und ich erhebe hier stolz die Hand, fühlen sich einfach wohler bei Gesprächen, die ein bisschen mehr Substanz haben. Vielleicht treffen wir uns bei der nächsten Party ja in der Küche. Da, wo die echten Gespräche stattfinden. Wo man ungestört über die faszinierenden Schlafgewohnheiten von Delfinen, die Absurditäten des Alltags und die Frage, ob die Farbe von Kaffeefiltern tatsächlich das Universum beeinflusst, reden kann. Die Küche ist ein sicherer Ort, fernab von Wetter Updates und Wochenendplänen. Hier darf man sich verlieren, abschweifen, albern sein, ohne Angst vor dem nächsten peinlichen und was machst du so? Und wenn nicht? Na dann bleibe ich eben hinter der Topfpflanze. Vielleicht werde ich irgendwann einfach Teil der Deko. Immerhin, mit Pflanzen muss man ja nicht reden, die verstehen einen auch so. Also, wenn ihr mich sucht, schaut beim Grünzeug oder in der Küche nach. Danke, dass du dir diese Folge von der Schaltrichter gegönnt hast. Wir hoffen, du fühlst dich jetzt bestens vorbereitet auf die nächste smalltalk Schlacht. Oder zumindest wo liegt bestätigt darin, dass hinter der Topfpflanze der beste Platz ist. Wenn dir die Folge gefallen hat, abonnier uns doch, lass eine Bewertung da oder teile die Episode mit jemandem, der sich auch lieber in der Küche versteckt. Falls du uns mit einer kleinen Spende unterstützen möchtest, der Link dazu ist in der Folgenbeschreibung und auf unserer Website zu finden. 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